Das Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut hat vor etwa 10 Jahren seine Küche zu 100% auf Bio umgestellt. Der regionale Bezug von Biowaren war dem (damaligen) Küchenleiter, Gilbert Bielen, dabei sehr wichtig. Das Kinderkrankenhaus war deshalb guter Kunde vom TAGWERK Großhandel, der TAGWERK Biometzgerei und verschiedenen Biobauern aus der Region. Nun hat sich die Geschäftsführung aus Kostengründen dafür entschieden, wieder konventionelle Lebensmittel einzusetzen. TAGWERK ist sehr enttäuscht über diese Entscheidung und hat dies in einem Schreiben an das Kinderkrankenhaus Landshut zum Ausdruck gebracht.

Der Wortlaut des Schreibens (vom 27.7.2018):

 

Sehr geehrter Herr Brand,

für uns war das Kinderkrankenhaus ein Leuchtturm in Sachen konsequentes, nachhaltiges Handeln, ein Vorreiter im Engagement für Schöpfungsverantwortung: christliche Werte im Einklang mit ökologischem und sozialem Gewissen.

Der Rückschritt zu einer konventionellen Versorgung des Kinderkrankenhauses ist für uns ein herber Schlag. Ausgerechnet jetzt, wo sich Landshut als Biostadt und wo sich die katholische Kirche mit der Enzyklika „Laudato si“ klar zu einem konsequenten ökologischen Ansatz bekennen. Mit unserer Enttäuschung meinen wir gar nicht vorrangig die Umsätze unserer Regionalinitiative, auf die wir in Zukunft verzichten müssen. Wir meinen vor allem das Zeichen, das die Einrichtung einer kirchlichen Organisation wie das Kinderkrankenhaus St. Marien damit nach außen setzt – billig statt ökologisch und nachhaltig. Schade.

Es gibt so viele dringliche, ökologische und soziale Themen, denen wir uns als zukunfts- und werte-orientierte Menschen und Institutionen nicht verschließen dürfen: die Klimabelastung, das massive Insektensterben, die Verunreinigung der Gewässer, die systematische Zerstörung der Böden. Für einen nachhaltigen Lebensmittelkonsum ist „regional“ zu wenig. „Regional“ schützt weder die Böden vor Erosion noch das Klima vor Stickoxiden noch das Grundwasser vor Nitrat. „Regional“ bedeutet weder Tierwohl noch Insektenschutz noch ist es ein Garant für soziale Fairness. Denn Sojaimporte der heimischen Landwirtschaft zerstören nicht nur Regenwälder, sondern fördern die Agro-Gentechnik, Glyphosat und Landflucht. Milch- und Billigfleischexporte sind verbunden mit katastrophalen Auswirkungen für die Länder des Südens, vor allem in Afrika, da die dortigen Märkte von uns zerstört werden.

Die Folgekosten unserer billigen Nahrungsproduktion tragen wir alle, vor allem aber die Ärmsten. Die Flüchtlingswelle ist nur eine Folge unserer ausbeuterischen, verfehlten Politik. Papst Franziskus sagt dazu: „Dieses System tötet“. Es ist Zeit zum Umdenken. Wir alle müssen unseren Teil dazu leisten. Schade, dass das Kinderkrankenhaus diesen Weg nicht mehr mitgeht. Die Haltung der kirchlichen Einrichtungen wäre so immens wichtig in dieser unserer aller Sache!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Rittershofer
TAGWERK-Förderverein e.V.

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