„Wie wollen wir weitermachen? Wenn man die Verantwortung übernimmt, muss man jede Entscheidung überdenken und neu treffen.“ Mit diesen Worten von Johanna Braun wird gleich im ersten Satz klar, dass auch die nächste Generation auf dem Biolandhof Braun in Freising wohlüberlegt handelt.
Wer:
Und so setzen Johanna, Tochter von Biolandwirt Sepp Braun, und ihr Mann Simon Reiter die Arbeit auf dem Hof fort. „Boden, Pflanzen und Tiere versorgen sich gegenseitig optimal und sinnvoll in einem bewährten System des Nährstoffkreislaufes“, erklärt Johanna. Auch wenn sie keine Ausbildung in der Landwirtschaft hat, so ist sie doch eng mit dem Betrieb verbunden. Als Kind war der Hof für sie eine Selbstverständlichkeit. Sie merkte gar nicht, wie viel Wissen und Nähe zur Landwirtschaft in ihr entstanden, während sie dort aufwuchs. Dann zog es sie für einige Jahre fort aus der Heimat. Sie reiste durch England, arbeitete dort auf verschiedenen Farmen, sammelte Erfahrungen außerhalb des elterlichen Betriebs. Ein Studium der freien Kunst lenkte ihren Blick auch auf andere Themen bevor sie heimkehrte. „Durch den Abstand konnte ich vieles anders sehen“, erzählt Johanna. „Dann fiel die Entscheidung, mit der Landwirtschaft etwas machen zu wollen.“
Mit ihrem Mann Simon fand sie den richtigen Partner. Simon hat Landwirtschaft studiert. Gemeinsam übernahmen sie im Juni 2021 den Hof.
Wo:
Der Hof von Johanna Braun und Simon Reiter liegt in Freising.
Die Milchkuhhaltung
„Wir entschieden uns, die Milchkuhhaltung weiterzuführen. Wiederkäuer gehören zu einem gesunden Hofkreislauf“, berichtet sie. „Aber wir wollten und mussten die Herde umstellen.“ Auf der Suche nach den passenden Tieren stießen Johanna und Simon auf das originale Braunvieh. „Das ist eine alte Rasse“, erklärt die Bäuerin. „Leider gibt es sie nicht mehr allzu oft. Sie gilt als bedroht. Dabei hat sie viele Vorzüge in der Landwirtschaft.“ Originales Braunvieh ist sehr robust. Es verträgt hohe Temperaturen besser als andere Rassen und kann das Grünfutter optimal verarbeiten. Ein anderer Vorzug ist dem Paar ebenso wichtig. Die Milch des Braunviehs hat einen höheren Kaseinanteil. Weil des Johanna und Simon ihre Milch selbst verarbeiten, ist das von Bedeutung. Und noch etwas begeistert Johanna: „Das Wesen der Tiere ist mir so sympathisch. Sie sind freundlich, neugierig und haben gute Muttereigenschaften.“ Außerdem ist es eine Zweinutzungsrasse. Das bedeutet, sie geben Milch und Fleisch.
Bevor eine neue Herde auf dem Biolandhof Braun ihre Heimat finden konnte, gab es aber noch andere Aufgaben. „Wir haben den Stall umgebaut und die Arbeitsabläufe optimiert und neu gestaltet. Bei der Renovierung kam die Rückwand raus. Die Tiere genießen jetzt mehr Licht. Flächen konnten wir auch zusammenlegen.“ Dann gingen die beiden auf die Suche und wurden im Allgäu fündig. Johanna und Simon übernahmen eine komplette Herde eines Hofes, der die Milchviehhaltung aufgab. Viele der 24 Kühe waren trächtig, als sie auf dem Biolandhof Braun einzogen. Inzwischen leben auch um die 20 Jungtiere auf dem Freisinger Hof. Geplant ist ein neuer Stall für das Jungvieh.
Die Käserei
Die Herde produziert fleißig Bio Heumilch. Rund 100.000 l gibt sie im Jahr. Johanna und Simon verarbeiten sie komplett gleich am Hof. „In der Käserei haben einiges verändert“, berichtet Johanna. „Früher stellten wir hauptsächlich Schnittkäse her. Jetzt gibt es aus unserer Käserei auch Weichkäse, Frucht- und Naturjoghurt, Frischkäse, Magerquark und Sahne, die aber nur zur eigenen Verwendung.“ Den Magerquark liefert der Biolandhof Braun an einen Caterer, der wiederum mehrere Schulen in der näheren Umgebung damit versorgt.
Grundlage für dieses Sortiment ist die Bio Heumilch. Den Namen verdankt die Milch der Fütterung der Tiere. Sie dürfen sich nämlich über traditionelles Futter freuen, früher selbstverständlich, heute ein besonderer Vorzug. Die Kühe verbringen den größten Teil des Jahres auf der Weide, fressen dort Gräser und Kräuter. Silage oder Gärheu kommen nicht in ihre vier Mägen. So viele hat die Kuh nämlich: Pansen, Netzmagen, Blättermagen und Labmagen. Im Winter lassen sie sich das Heu schmecken. Entsprechend aromatisch ist auch die Milch des original Braunviehs. Das i-Tüpfelchen auf dieser Qualität ist der hohe Anteil an Kappa Kasein B2, ein genetischer Vorteil der Kuhrasse. Im Milchprotein enthalten, lässt sich dank des Kaseins mehr Käse aus der Milch gewinnen.
An dieser Stelle ist Petra Schmidt wichtig. Die Käserin arbeitet schon lange auf dem Biolandhof Braun. Ihre Arbeit und ihr Können tragen entscheidend dazu bei, den Hofkreislauf in der Verarbeitung zu schließen.
Auch TAGWERK freut sich über ein neues Schmankerl des Biolandhofs Braun. In der Käserei reift Camembert für TAGWERK. Drei Sorten verführen jeden Käseliebhaber künftig in der Selbstbedienungstheke. AlBert ist der lässige Natur Camembert. HerBert beeindruckt mit seinen Kräutern. RoBert fällt schon optisch durch seine Farben auf. Chilliflocken und Rosenblüten machen ihn zum aromatischen Exoten.
Die Käserei hat große Bedeutung im Hofkreislauf. Johanna und Simon ist zum einen die direkte Verarbeitung am Hof und Vermarktung in der Region wichtig. Die Milchprodukte und der Käse sind aber auch ein wesentliches wirtschaftliches Standbein des Biolandhofs Braun. Kein Wunder, dass in der Käserei fast immer emsig gearbeitet wird. Der größte Teil der 100.000 l Milch jährlich wird hier zu Käse, Joghurt, Quark und Co. Nur sonntags bleiben die Lichter aus. Da ist es still in der Käserei – Ruhetag!
Der Hofkreislauf
Zum Hof gehören 60 Hektar Land, davon 40 Hektar Ackerbau. Auf den Flächen wachsen Getreide wie Weizen, Dinkel und Roggen. Die Ernte vermahlen Johanna und Simon teilweise in der hauseigenen Osttiroler Steinmühle. Den Rest liefern sie an die Wolfmühle nach Markt Schwaben.
Die Veränderungen am Hof sind für das Paar deutlich spürbar. „Wir mussten schauen, wie wir mit weniger Arbeitskräften die Aufgaben so strukturieren, dass wir trotzdem alles gut bewirtschaften können“, bestätigt Johanna. 60 Hektar Land, Milchkühe, Jungvieh, 350 Hennen, eine kleine Schweineherde, Käserei, Vermarktung und Verwaltung brauchen eine gute Organisation, zumal auch Jacob und Mona, die Kinder der beiden, Zeit von den Eltern fordern.
Johanna und Simon sind überzeugt von dem, was sie tun. „Landwirtschaft ist etwas sehr Sinnvolles“, bestätigt Johanna. „Es ist eine wichtige und spannende Arbeit. Kreisläufe zu erleben, die Zusammenhänge zu erkennen ist dabei wesentlich. So kann man Probleme vermeiden, die entstehen, wenn man die Elemente der Landwirtschaft nur einzeln betrachtet.“
Für die Zukunft wünschen sich die beiden, dass der Hof weiterhin als bäuerlicher Betrieb existieren kann. Alles miteinander soll Sinn machen. Die nächste Etappe bei diesem Ziel ist schon klar. Bereits jetzt vermarkten Johanna und Simon Fleisch über die TAGWERK Biometzgerei. Mit der neuen Herde gibt es nun mehr Fleisch. Und auch das möchten sie sinnvoll vermarkten als ein weiteres Element in einem geschlossenen, gesunden Betriebskreislauf.
Qualitätszertifikate:
Bildquellen: Tagwerk & Johanna Braun
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